Vojta - Therapie für Säuglinge und Kinder

Die Vojta-Therapie ist eine neurologisch orientierte Physiotherapie, die 1950 von dem tschechischen Arzt Václav Vojta entwickelt wurde. Sie basiert auf der Annahme, dass das Nervensystem eines Kindes in den ersten Lebensjahren besonders plastisch ist und sich durch gezielte Reize und Bewegungsimpulse aktiv entwickeln kann. Die Therapie ist darauf ausgerichtet, durch bestimmte Auslösereize (Druckpunkte und Körperstellungen) Reflexe im Körper des Kindes zu aktivieren, die normalerweise bei der Entwicklung von Bewegungsfähigkeiten auftreten. Diese Reflexe sollen dabei helfen, die neurologische und motorische Entwicklung zu fördern.

Zielgruppen und Anwendungsbereiche:

Die Vojta-Therapie wird vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet, deren motorische oder neurologische Entwicklung verzögert ist. Sie wird insbesondere bei folgenden Problemen eingesetzt:
• Frühgeborene oder Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht
• Entwicklungsverzögerungen (z. B. bei Kindern mit motorischen Problemen oder Schwierigkeiten bei der Koordination)
• Neurologische Erkrankungen wie z. B. Cerebralparese, oder auch bei spastischen Lähmungen
• Fehlhaltungen oder Asymmetrien (wie sie zum Beispiel bei Kindern mit einer Hüftdysplasie vorkommen können)
• Gehirn- oder Rückenmarksverletzungen

Grundprinzipien der Vojta-Therapie:

Die Vojta-Therapie beruht auf der Idee, dass jedes Kind über sogenannte „Urmuster“ von Bewegungen verfügt, die die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten steuern. Diese Urmuster sind Reflexbewegungen, die durch bestimmte Reize im Körper aktiviert werden. Die Vojta-Therapie nutzt diese Reflexe, um das Kind zu bestimmten Bewegungen zu animieren und so die neurologische Entwicklung zu fördern. Es wird davon ausgegangen, dass die Stimulation dieser Bewegungsmuster die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn fördert, was die neurologische Reifung des Kindes unterstützt.

Anwendung und Dauer der Therapie:

Die Vojta-Therapie wird in der Regel von einem ausgebildeten Therapeuten durchgeführt. Die Therapie ist in der Regel sehr intensiv und erfordert oft regelmäßige Sitzungen, die je nach Bedarf zwischen täglich und wöchentlich variieren können. In der Regel dauert eine Behandlungseinheit zwischen 20 und 30 Minuten. Die Anwendung von Vojta kann über einen längeren Zeitraum (von Monaten bis Jahren) fortgesetzt werden, je nachdem, wie sich die Entwicklung des Kindes gestaltet.

Vorteile der Vojta-Therapie:
• Frühe Intervention: Die Therapie kann schon im Säuglingsalter beginnen und somit frühzeitig Entwicklungsstörungen oder Verzögerungen erkennen und behandeln.
• Förderung der Selbstständigkeit: Durch die Aktivierung natürlicher Bewegungsmuster wird das Kind in die Lage versetzt, die benötigten motorischen Fähigkeiten eigenständig zu entwickeln.
• Ganzheitlicher Ansatz: Sie fördert nicht nur die körperliche Entwicklung, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die geistige und emotionale Entwicklung.

Insgesamt ist die Vojta-Therapie eine sehr spezialisierte und gezielte Methode, die auf der Aktivierung von Reflexen und Bewegungsmustern basiert, um die neurologische und motorische Entwicklung von Kindern zu fördern.

Bobath - Therapie für Säuglinge und Kinder

Die Bobath-Therapie ist eine weitere neurologische Physiotherapiemethode, die speziell bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen oder motorischen Einschränkungen angewendet wird. Sie wurde in den 1940er Jahren von der Krankengymnastin Berta Bobath und ihrem Ehemann, dem Neurologen Dr. Karel Bobath, entwickelt. Die Methode zielt darauf ab, das zentrale Nervensystem zu unterstützen, um die Bewegungsfähigkeiten von Kindern mit neurologischen Störungen zu verbessern.

Ziel der Bobath-Therapie

Das Hauptziel der Bobath-Therapie ist es, die motorische Kontrolle und das Bewegungsverhalten zu fördern, indem das zentrale Nervensystem (ZNS) des Kindes angeregt wird, neue Bewegungsmuster zu erlernen. Sie richtet sich vor allem an Kinder mit spastischen Lähmungen (z.B. bei Cerebralparese), Fehlentwicklungen der Muskulatur und Störungen der Bewegungskoordination. Die Therapie fördert die normalen Bewegungsabläufe und hilft dem Kind, seine Bewegungen besser zu steuern und zu koordinieren.

Grundprinzipien der Bobath-Therapie

Die Bobath-Therapie beruht auf der Annahme, dass das Gehirn (das zentrale Nervensystem) plastisch ist und sich neu organisieren kann. Das bedeutet, dass durch gezielte Reize und Bewegungsübungen neue Verknüpfungen zwischen Nervenzellen gebildet werden können. Die Therapie berücksichtigt die individuelle Entwicklung des Kindes und fördert die Normalisierung der Muskelspannung sowie die Kontrolle über Bewegungen.

Ein zentrales Konzept der Bobath-Therapie ist die Integration von Bewegungen, um das Kind zu einer besseren Bewegungskoordination und funktionalen Mobilität zu führen. Gleichzeitig werden Abnormalitäten in der Muskelspannung (z.B. zu viel oder zu wenig Spannung) durch gezielte Handgriffe und Haltungsanpassungen korrigiert.

Schwerpunkte der Bobath-Therapie:
1. Normalisierung der Muskelspannung: Kinder mit neurologischen Störungen haben oft eine erhöhte Muskelspannung (Spastik) oder eine verminderte Muskelaktivität. Ziel der Therapie ist es, diese Spannungen zu regulieren, um fließendere und kontrollierte Bewegungen zu ermöglichen.
2. Förderung der Körperwahrnehmung: Das Kind wird dazu angeregt, ein besseres Gefühl für den eigenen Körper und seine Position im Raum zu entwickeln. Dies geschieht durch gezielte Bewegung und sensorische Reize, wie z.B. sanfte Berührungen oder das Führen von Körperteilen.
3. Individuelle Bewegungsanregung: Die Bobath-Therapie fördert nicht nur isolierte Bewegungen, sondern auch die Integration dieser Bewegungen in den Alltag des Kindes. Es geht darum, das Kind zu selbstständigen Bewegungsabläufen zu motivieren.
4. Ganzheitlicher Ansatz: Die Therapie berücksichtigt den gesamten Körper des Kindes, nicht nur einzelne Körperteile. Dabei wird der Fokus auf die Integration der Bewegungsfunktionen gelegt – etwa das Zusammenspiel von Kopf, Rumpf und Extremitäten.
5. Aktivierung von Bewegungsansätzen: Anstelle von passiven Bewegungen wird das Kind aktiv in die Bewegungsausführung eingebunden, um eigene Fähigkeiten zu entwickeln.
6. Kombination von Ruhe und Aktivität: Die Bobath-Therapie bezieht sich auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, wobei das Kind zu Bewegungen und Ruhephasen angeregt wird.

Häufige Anwendungsbereiche der Bobath-Therapie bei Kindern:
• Cerebralparese (spastische Lähmungen): Hier wird die Therapie genutzt, um die Muskelspannung zu normalisieren und die Bewegungskoordination zu verbessern.
• Fehlstellungen der Gelenke oder Hüftdysplasien: Die Bobath-Therapie hilft, Fehlstellungen durch gezielte Bewegungsübungen zu korrigieren.
• Motorische Entwicklungsstörungen: Wenn Kinder mit verzögerter motorischer Entwicklung Schwierigkeiten haben, einfache Bewegungen zu koordinieren oder zu erlernen, wird die Bobath-Therapie häufig eingesetzt.
• Schädigungen des zentralen Nervensystems (z. B. nach einem Schlaganfall, Hirnverletzungen oder -operationen).

Ablauf der Behandlung:

Die Bobath-Therapie wird meist in regelmäßigen Sitzungen durchgeführt, wobei die Dauer und Häufigkeit individuell angepasst werden. Die Behandlung kann sowohl in der Klinik als auch in der häuslichen Umgebung stattfinden. Die Eltern werden in der Regel aktiv in den Therapieprozess eingebunden, um die gelernten Bewegungsabläufe auch im Alltag umzusetzen.

Vorteile der Bobath-Therapie:
• Individuelle Anpassung: Der Therapeut geht auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes ein und passt die Therapie an den Entwicklungsstand und die körperlichen Einschränkungen an.
• Förderung der Selbstständigkeit: Kinder sollen durch die Therapie lernen, ihre Bewegungen selbst zu steuern und so ihre Alltagskompetenzen zu verbessern.
• Ganzheitlicher Ansatz: Körperliche, geistige und soziale Aspekte der Entwicklung werden berücksichtigt.

Fazit:

Die Bobath-Therapie ist eine äußerst flexible und individuell ausgerichtete Therapieform, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Kindern mit neurologischen und motorischen Entwicklungsstörungen eingeht. Sie hat sich besonders bei der Behandlung von Cerebralparese und anderen Bewegungsstörungen bewährt und kann dazu beitragen, die Lebensqualität und die Selbstständigkeit der Kinder signifikant zu verbessern.

Unterschied zwichen der Vojta und Bobath Therapie kurz erklärt.

Die Bobath-Therapie und die Vojta-Therapie sind beide physiotherapeutische Methoden, die bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen angewendet werden, aber sie unterscheiden sich in ihrer Herangehensweise:
• Bobath-Therapie:
• Fokus auf die normalen Bewegungsmuster des Kindes und deren Förderung.
• Der Therapeut führt das Kind aktiv in Bewegungen, um die Koordination und Muskelkontrolle zu verbessern.
• Es geht um eine individuelle Anpassung der Übungen, basierend auf den Fähigkeiten des Kindes.
• Ziel ist es, das Kind zu selbstständigen Bewegungen zu befähigen.
• Vojta-Therapie:
• Fokus auf die Aktivierung von reflexartigen Bewegungen durch gezielten Druck an bestimmten Körperstellen.
• Der Therapeut bringt das Kind in bestimmte Positionen und löst dadurch Reflexe aus, die die Entwicklung fördern.
• Ziel ist, neurologische Entwicklungsprozesse anzuregen, die später in kontrollierte Bewegungen übergehen.

Kurz gesagt: Bobath fördert durch aktive Bewegung und Koordination, während Vojta durch Reflexe und gezielte Druckpunkte die motorische Entwicklung anregt.